PayPal profitiert von der Corona-Krise | Plusminus SWR
Während der Corona-Krise boomte der Onlinehandel. Davon profitiert unter anderem PayPal. Ist das Vertrauen in den Zahlungsdienstleister berechtigt? Einige Kunden waren plötzlich viel Geld los, Händler kamen monatelang nicht an ihr Geld.
Dieses Video ist eine Auskopplung aus der vom SWR verantworteten ARD-Plusminus-Sendung vom 16.September 2020.
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Rund 10.000 Euro sammeln sich auf dem PayPal-Konto eines Weingutes. Als die Winzerin das Guthaben auf ihr Girokonto übertragen möchte, folgt die böse Überraschung: PayPal hat das Geld eingefroren. Was ist da los? Wochenlang kann die Winzerin den den Kundenservice für Händler nicht. Auf Grund von Corona sei der Support eingeschränkt oder gar ganz geschlossen, heißt es bei der automatischen Ansage am Telefon.
Rechtsanwalt Guido Lenné erläutert, dass man als Kunde kaum eine Möglichkeit zur Beschleunigung habe, wenn man als Gewerbetreibender nicht an sein bei PayPal liegendes Geld herankommt. PayPal sitze da am längeren Hebel, sei sich dessen bewusst und verbessere den Kundenservice aus seiner Sicht nicht, so der Rechtsanwalt. Durch die Corona-Krise ist der Onlinehandel noch weiter gewachsen. Das heißt auch mehr Transaktionen über PayPal, mehr Kunden. Gleichzeitig wird der Service eingeschränkt. Wie kann das sein? PayPal antwortet uns schriftlich: »PayPal arbeitet daran, den Kundenservice zu optimieren und dabei gleichzeitig die Sicherheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten.« Nicht nur Händler, sondern auch Kunden haben mit dem Service von PayPal Probleme, so wie Gentiana D. Morgens um 4:14 Uhr erhält sie plötzlich mehrere automatisierte SMS ihrer Bank über hohe PayPal-Abbuchungen von ihrem Konto. Trotz eines Disporahmens von 2.000 Euro, war sie plötzlich mit mehr als 6.500 Euro im Minus. Sie war sich sicher, dass ihr PayPal-Konto gehackt wurde. Sofort will sie Kontakt zum PayPal-Kundenservice aufnehmen, um den Verdacht zu melden und ihr Konto zu sperren. Doch stundenlang kann sie niemanden erreichen. Ihr Bankberater lässt die nicht autorisierten Lastschriften zurückbuchen und weitere Abbuchungen durch PayPal sperren. Außerdem erstattet Gentiana D. Anzeige bei der Polizei. Bei Polizeidienststellen gingen in den vergangenen Monaten zahlreiche Anzeigen über gehackte PayPal-Konten ein.
Wir wollen von Götz Schartner, Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma gegen Cyber-Kriminalität, wissen, wie es immer wieder zu Hacks von PayPal-Konten kommt. Der Experte erklärt, dass die Kernschwachstelle die Form der Authentifizierung, der Identitätsnachweis sei. Man gäbe nur die E-Mail-Adresse und ein Kennwort ein und könne sofort Transaktionen durchführen. Das sei in der heutigen Zeit nicht mehr ausreichend sicher. Mit einem per E-Mail zugesendeten Trojaner führt er vor, wie einfach es ist, Passwörter auf betroffenen Rechnern auszulesen. Solche Trojaner können über E-Mail oder Chat auf den Computer gelangen. Der so genannte Keylogger kann blitzschnell alle Passwörter auslesen. Wurde das gleiche Passwort auch für weitere Anmeldungen genutzt, testet dies ein weiteres Programm des Sicherheitsexperten und Profi-Hackers aus. Zahlreiche weitere Zugänge unter anderem zu Shopping-Portalen sind so möglich. Eine Zweifaktor-Authentifizierung, zum Beispiel durch Zusenden eines Codes auf das Mobiltelefon, würde den Hackern das Handwerk legen. Die ist bei PayPal bislang keine Pflicht, anders als bei Banken.
Für Götz Schartner muss hier eigentlich der Gesetzgeber regulierend eingreifen und die Zahlungsverkehrsrichtlinie sinnvoll verschärfen. Etwas unsicherer anzubieten, dürfe kein Wettbewerbsvorteil sein.
Schnell, bequem und einfach, das ist bislang ein großer Vorteil von PayPal. Lange hat sich das Unternehmen gegen eine verpflichtenden Zwei-Faktor-Authentifizierung gewehrt, ermöglicht diese ihren Kunden aber in den Kontoeinstellungen.
Tipps Verwenden Sie zur Anmeldung bei unterschiedlichen Online-Portalen und Zahlungs-Dienstleistern verschiedene Passwörter. Benutzen Sie keine leicht zu erratenden Passwörter, sondern Zeichenfolgen mit Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen. Aktivieren Sie bei PayPal die so genannte Zwei-Faktor-Authentifizierung. Dann muss jede Transaktion mit einer aufs Mobiltelefon gesendeten TAN oder über eine Authentifizierungs-App bestätigt werden. Gehen Sie dazu nach Anmeldung in Ihrem PayPal-Konto auf das Einstellungen-Symbol (Zahnrad oben rechts), dann auf Sicherheit und zweistufige Verifizierung. Dann können Sie Ihre bevorzugte Methode auswählen.